Pferde-Sattel
Pferde-Sattel
Je nach Hersteller sind die Kopfeisen-Formen und -Modelle unterschiedlich. Bei einigen Herrstellern bedeutet ein langes Kopfeisen lediglich einen zusätzlichen Aufsatz auf ein normales Kopfeisen. Diese können durch den Sattler/die Sattlerin leicht entfernt werden.
Langbeinige, schmale Stute mit sehr hohem Widerrist. Für solche Pferde ist ein Sattel mit langem Kopfeisen eine gute Wahl; die Stute lief jahrelang erfolgreich im Springsport bis 135cm und zeigte - trotz einer sehr speziellen Rückenform - nie Rückenprobleme.
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Die Länge des Kopfeisens des Pferde-Sattels ist ein nicht zu unterschätzendes Thema für das Wohlbefinden des Pferdes. Immer wieder treffen wir Pferde-/ Sattel-Paare an mit zu langen Kopfeisen. Dabei können zu lange bzw. eine unpassende Kopfeisen-Länge erhebliches Unwohlsein oder sogar Schäden beim Pferd verursachen.
Ausgangslage
Das Kopfeisen ist Dreh- und Angelpunkt für eine gute Sattelpassform. Vielen Reiterinnen und Reitern ist deshalb bewusst, dass die Kopfeisen-Form und die Kopfeisen-Weite zum Pferd passen muss. Der Kopfeisen-Länge wird dann leider aber oft kaum Beachtung geschenkt. Erschwerend kommt hinzu, dass es bezüglich Kopfeisen keine standardisierten Masse gibt. Jeder Hersteller hat seine eigenen Kopfeisen-Modelle. Deshalb ist sowohl beim Messen der Kopfeisen-Weite bzw. der Ortsweite, wie auch bei der Kopfeisen-Länge mit Umsicht vorzugehen. Oder anders: wenn bei einem kurzen Kopfeisen eine Ortsweite von 30cm gemessen wird, ist dieser Sattel nicht vergleichbar mit einer Ortsweite von 30cm bei einem langen Kopfeisen. Das Kopfeisen ragt in diesem Fall weiter nach unten in einen Bereich, in dem das Pferd breiter sein sollte, so dass in der Konsequenz ein Sattel mit langem Kopfeisen und einer Ortsweite von 30cm schmaler ist, als ein Sattel mit kurzem Kopfeisen und der gleichen Ortsweite von 30cm.
Problematik
Sättel mit langen Kopfeisen haben durchaus ihre Berechtigung. Sie wurden entwickelt für schmale Pferde mit sehr hohem Widerrist. Für solche Pferde sind Kopfeisen in normaler Länge nicht geeignet, denn sie stützen den Sattel zu wenig, so dass dieser auf die Wirbelsäule bzw. den Widerrist fällt bzw. drückt.
Werden indessen lange Kopfeisen für Pferde verwendet, die die vorgenannten Kriterien nicht erfüllen, können sie relativ rasch zu Unwohlsein und Schäden führen. Zu lange Kopfeisen wirken wie eine Zange auf das Pferd. Ausserdem können das Pferd die Schulter nicht mehr frei bewegen, weil diese jedes Mal, wenn sich das Schulterblatt nach hinten bewegt, am Kopfeisen anstösst. Zu lange Kopfeisen können damit rasch zu Druckstellen, entzündlichen Prozessen im Schulterbereich sowie zu einer eingeschränkten Bewegung der Schulter führen. Etwas verkürzt gesprochen: lange Kopfeisen fügen schneller mehr Schäden oder Unwohlsein zu, als dies bei kurzen Kopfeisen der Fall ist.
Aus der Praxis....
Unwohlsein infolge eines unpassenden Sattels drückt sich oft in mangelnder Rittigkeit aus. Besonders häufig sehen wir dies bei Pferden, die einen Sattel mit zu langem Kopfeisen haben. Folgende Fallbeispiele sollen der Illustration dienen:
Schlanker langbeiniger Wallach mit eher ausgeprägtem, aber nicht übermässig hohem Widerrist und viel Bewegung in der Schulterpartie: gut 3 Monate nach Kauf eines Sattels mit langem Kopfeisen beginnt das Pferd im Springparcours in den Rechts-Wendungen stets gegen links über die Schulter auszubrechen. Das Reiten von engen Wendungen gelingt kaum noch. Nach Entfernung des langen Kopfeisens durch die Sattlerin zeigt sich das Problem nie mehr.
Stute, normal proportioniert. Sie ist vor und nach dem Sprung hektisch, wirkt unkonzentriert und ist auch zwischen den Sprüngen hibbelig. Der erfahrene Reiter wird das Gefühl nicht los, dass die Stute ihr Potential nicht ausschöpfen kann. Bis zu unserem Besuch wurde die Stute mit einem Sattel geritten, der zwar bei erster Betrachtung nicht schlecht passte, aber ein langes Kopfeisen hatte. Nach Wechsel auf einen Sattel mit normaler Kopfeisen-Länge hat sich die Stute stark verbessert. Sie ist ruhiger und der Sprungablauf ist harmonischer und runder.
Wallach, langbeinig mit eher ausgeprägtem Widerrist. In der Dressurarbeit war er oft klemmig. Beim Springen hat er nach dem Sprung bzw. in der Landung regelmässig heftig gebockt. Äusserlich war ausserdem bereits eine wulstige Druckstelle ersichtlich. Bei unserem Besuch war die Druckstelle wieder ausgeheilt, die übrigen Probleme bestanden fort. Nach Wechsel auf einen passenden Sattel mit normaler Kopfeisen-Länge zeigte sich das Pferd fortan mit deutlich verbesserter Losgelassenheit und auch das Bocken nach dem Sprung war bedeutend weniger oder gar nicht mehr vorhanden.
Fazit:
Lange Kopfeisen haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Sie passen aber nur auf bestimmte, wenige Pferdetypen. Insbesondere für breite Pferde sind lange Kopfeisen grundsätzlich nicht geeignet.
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